Technische Hilfsmittel – Eine Übersicht

Einleitung

Bildschirmlesegeräte

OrCam / OrCam 2

Computer / Mobiltelefon

Computer

Mobiltelefon

iOS (Apple-Smartphones)

Android

BlindShell 2

Geemarc CL8500

Doro 8031C

DAISY-Player

Einkauffuchs

Einleitung

Im ersten Bereich des Hilfsmittelthemas haben Sie eine Übersicht über die allgemeinen Hilfsmittel finden können. Viele Anfragen erreichen uns aber über Möglichkeiten von Hilfsmitteln technischer Art. Nachstehend finden Sie hier eine Übersicht mit kurzer Beschreibung der wichtigsten technischen Mittel. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit dieser Liste. Es handelt sich lediglich um eine Aufstellung, die auf die Häufigkeit der Anfragen aufbaut.

Bildschirmlesegeräte

Hier werden Texte und Bilder von einer Kamera aufgenommen und direkt vergrößert auf einen Monitor wiedergegeben. Die Größe kann, je nach Bedarf, variieren, es ist eine sehr starke Vergrößerung möglich. Zusätzlich können Kontrast, Helligkeit und Farben geändert werden und dies von Text und Hintergrund. Die Geräte sind dann besonders gut geeignet, wenn eine Einschränkung des Kontrastsehens vorliegt und hohe Vergrößerungen benötigt werden.

In den meisten Fällen befinden sich die Geräte immer an einem festen Ort, z.B. auf einem Tisch. Es wird nicht das zu lesende Objekt direkt bewegt, sondern der bewegliche Teil des Bildschirmlesegerätes, der sogenannte Schlitten. Die Erfahrung zeigt, dass die Benutzer in der Regel sehr schnell mit der Bedienung vertraut sind.

Die Geräte verfügen über eine Autofokus-Kamera, so dass nicht jedes Mal neu eine Feinjustierung nötig ist. Die Vergrößerung ist in den Fällen stufenlos von 2- bis 40-fach möglich, bei einer allgemeinen Monitorgröße von 19 bis 24 Zoll. Es muss aber jeden bewusst sein, dass der angezeigte Ausschnitt auf dem Monitor kleiner wird, je größer die Vergrößerung ist. Die Geräte brauchen einen Stromanschluss und sind deshalb, neben ihrer Größe, nicht mobil anwendbar. Mittlerweile gibt es auch Bildschirmlesegeräte mit Sprachausgabe.

Einige Geräte weisen als Besonderheit eine schwenkbare oder zusätzliche Kamera auf, so dass dann auch entferntere Gegenstände oder Personen, sowie das eigene Gesicht betrachtet werden können. Auch über einen Anschluss zum Computer verfügen einige Geräte.

Der Abstand vom Schlitten zur Kamera ist so gewählt, dass ein Stift dazwischen passt. Somit kann nicht nur gelesen, sondern auch geschrieben werden, wie zum Beispiel ein Brief. Auch ein Kreuzworträtsel in der Zeitung kann so gelöst werden. Es können auch normale Fotos darunter gelegt werden damit diese angesehen werden können.

Ab einem benötigten Vergrößerungsfaktor von sechs stellen die gesetzlichen Krankenkassen gemeinhin den Versicherten die Bildschirmlesegeräte zur Verfügung, sofern eine Verordnung vom Augenarzt vorliegt. Es ist in diesem Fall nur ein Eigenanteil zu entrichten und das Gerät bleibt Eigentum der Krankenkasse. Für privat Versicherte werden in der Regel die Kosten nur dann übernommen, wenn deren Vertrag mit der Versicherung dies Vorsieht.

Bei der mobilen Variante, wie auch bei den elektronischen Lupen, dieses Hilfsmittels treffen natürlich die einzelnen Spezifikationen wie oben genannt auch zu. Nur sind die Monitore in der Regel kleiner. Sie können meistens mit Strom und mit Akku betrieben werden, deren Laufzeit aber von Gerät zu Gerät unterschiedlich sein kann. Die durchschnittliche Laufzeit beträgt in der Regel vier bis fünf Stunden. Mit ca. 5 kg sind aber auch diese Geräte nicht gerade ein Leichtgewicht.

OrCam / OrCam 2

Das System setzt sich zusammen aus einer Kamera und einem aufsteckbaren Lautsprechermodul und wird an einem Brillenbügel befestigt. Ein Kabel verbindet die Cam mit einem Minicomputer, der ungefähr die Größe eines Smartphones hat und somit in der Hosentasche getragen werden kann. Das Gewicht beträgt ca. 200 g und die Kamera hat 8 Megapixel. Bei der neueren OrCam 2 sind Kabel und Mikrocomputer nicht mehr nötig, somit verringert sich das Gewicht auf gut 20 g.

Die OrCam kann genutzt werden zum Vorlesen oder Erkennen von Personen oder Produkten. So kann z.B. die OrCam MyReader Schilder, Fahrpläne oder Speisekarten vorlesen. Das Gerät reagiert auf Fingerzeig, fotografiert dann den Text und liest diesen dann direkt automatisch vor. Nach dem Vorlesen werden die Texte wieder gelöscht.

Natürlich ist die OrCam nicht nur von sehbehinderten Menschen nutzbar. Die Funktionen sind ebenso für blinde Menschen interessant.

Die OrCam MyEye kann Fotos einer gegenüberstehenden Person aufnehmen und zu dem Gesicht den Namen abspeichern. Bei einer erneuten Begegnung erfolgt dann eine Information, um welche Person es sich handelt. Aber nicht nur zum Erkennen von Gesichtern ist die MyEye geeignet. Die Cam hat eine Datenbank mit 1000 Barcodes von Produkten, wovon 150 vom Nutzer ausgewählt werden können. Darüber hinaus ist in die OrCam MyEye eine Geldschein- und Texterkennung integriert.

Die Kosten sind allerdings sehr hoch für die Geräte. Sie liegen zum heutigem Zeitpunkt bei ca. 3.200 € für die OrCam MyReader, ca. 4.200 € für die OrCam MyEye bzw. 4.800 € für die OrCam MyEye 2.

Ende 2017 wurde die MyEye in das Hilfsmittelverzeichnis der gesetzlichen Krankenversicherung aufgenommen (§139 SGB V). Bei gesetzlicher Blindheit übernimmt die Krankenkasse die Kosten, bei einer hochgradigen Sehbehinderung wird von Fall zu Fall und von Krankenkasse zu Krankenkasse entschieden.

Im letzteren Fall würde dann aber kein stationäres Vorlesesystem (z. B. Bildschirmlesegerät) mit anderen Vorteilen mehr bewilligt.

Computer / Mobiltelefon

Computer

Für die Sprachausgabe am Computer gibt es Bildschirmleseprogramme, die allgemeinhin als Screenreader bezeichnet werden. Die Ausgabe der Bildschirminformationen erfolgt auf zwei unterschiedliche Arten:

Akustisch

Hierbei wird über die Soundkarte die Information auf dem Bildschirm vorgelesen.

Wie fast überall, gibt es auch hier zwei Seiten. Der Nachteil z.B. ist, dass eine synthetische Sprache immer maschinell klingt, was in den meisten Fällen nicht angenehm und oft nicht flüssig klingt. Allerdings kann eine in die Software integrierte Wörterbuchfunktion Wörter, die ein wenig unverständlich sind, weitergehend erklären oder aber auch zusätzlich bei Emojis und Abkürzungen hilfreich sein kann. Meistens kann ebenso die Lesegeschwindigkeit wie die Einstellung der Stimme (Frauen- oder Männerstimme) verändert werden.

Bei den verschiedenen Betriebssystemen gibt es für die jeweiligen Screenreader auch unterschiedliche Namen:

Bei Windows ist dies die ‘Sprachausgabe’. Zu finden ist sie in den ‘Einstellungen’ unter ‘Erleichterte Bedienung’.

IOS hat den Screenreader den Namen ‘VoiceOver’ gegeben. Man findet ihn unter ‘Einstellungen’ ‘Bedienungshilfen’.

Bei den meisten Linux-Distributionen wie Ubuntu, openSUSE oder Fedora ist der Screenreader “ORCA” bereits integriert und lässt sich über die Tastenkombination ALT+Super+S starten.

Darüber hinaus gibt es natürlich auch andere Softwareprogramme für Screenreader, sowohl Open-Source (kostenlos), als auch Bezahlsoftware. Die bekanntesten kostenlosen Reader sind NVDA, Orca und Thunder.

Taktil

Hierbei wird über eine angeschlossene Braillezeile die Informationen von markierten Bereichen auf dem Monitor in Blindenschrift angezeigt.

Je nach Braillezeilen-Modell können die angezeigten Zeichen zwischen 12 und 80 Zeichen variieren. Ein Zeichen setzt sich aus 6 Punkten, die untereinander in drei Zweierreihen angeordnet sind, zusammen. Somit beträgt die Anzahl der darstellbaren Zeichen 64. Um die Zeichen darzustellen, werden an den entsprechenden Stellen “Stäbchen” nach oben gedrückt, die dann die entsprechenden Buchstaben oder Zahlen in Blindenschrift darstellen. Für die Arbeit am Computer sind aber oft mehr als 64 Zeichen nötig. So wird oftmals eine vierte Zweierreihe unter den 3 bestehenden angefügt, was die Anzahl der darstellbaren Zeichen auf 256 erhöht.

Die Standardzeichen werden weiterhin mit den drei Zweierreihen dargestellt und die unterste Zeile bleibt leer.

Zurzeit wird an der Entwicklung von bezahlbaren Braille Flächendisplays gearbeitet. Es gibt auch schon Prototypen, deren Preis sich allerdings noch im mittleren 4- bis mittleren 5-stelligen Bereich befindet.

Mobiltelefon / Smartphone

iOS (Apple-Smartphones)

Hier gibt es seit vielen Jahren “VoiceOver”. Dieses System findet sich neben dem iPhone auch auf dem iPad und erleichtert Blinden und Sehbehinderten die Bedienung. Nun ist es Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung möglich, Geräte mit einem Touch-Screen zu bedienen.

VoiceOver ist mit allen Apps von Apple sowie einer großen Anzahl von Drittanbieter-Apps kompatibel, also funktionsfähig. Ist die Funktion “Bildschirminhalt sprechen” erst einmal in den Bedienungshilfen unter Sprachausgabe eingeschaltet, so kann man mit einem Wisch vom oberen zum unteren Bildschirmrand mit 2 Fingern die Vorlesefunktion starten und sich den gesamten Bildschirmtext wiedergeben lassen.

Allerdings braucht man für die Nutzung aller Funktionen ein gutes Gedächtnis. Es gibt nämlich eine Steuerung der Gesten mit 1, 2, 3, 4 und 5 Fingern. Dabei wird dann auch noch zwischen Tippen und Wischen unterschieden. Eine detaillierte Aufstellung der Gesten wäre zu umfangreich an dieser Stelle. Eine Auflistung dieser Steuerungsgesten ist im Internet zu finden.

Android

Etwas anders verhält es sich beim Android-System. Dieses System ist auf sehr vielen Smartphones unterschiedlicher Hersteller installiert (z.B. Samsung, Huawei, HTC, etc.), von denen jeder das Grundsystem an seine eigene Benutzeroberfläche anpasst. Somit ist auch eine unterschiedlich gute Benutzung von erblindeten oder sehbehinderten Personen gegeben.

Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass bei einer Erblindung viele Smartphones mit der “TalkBack-App” von Google recht gut nutzbar sind. Ähnlich wie bei der “VoiceOver-App” von Apple bekommt der Nutzer ein Feedback zu seinen Aktionen, welche App gerade berührt oder geöffnet wurde. Die Schwierigkeit ist aber die, dass es durch die unterschiedlichen Benutzeroberflächen zu verschiedenen Aktivierungen von “TalkBack” kommt, beziehungsweise es zu Problemen bei der Nutzung von Drittanbieter-Apps kommt.

Durch die Spracherkennungssoftware “Google Assistant” lassen sich Android Smartphones auch per Sprachsteuerung bedienen (seit der Version 4.4 KitKat). So lassen sich auch für blinde Nutzer androidbasierte Smartphones per gesprochener Befehle steuern.

BlindShell 2

Ein speziell für blinde und sehbehinderte Nutzer entwickeltes Gerät mit Touchscreen ist das BlindShell 2. Dieses Gerät enthält die wichtigsten Apps, die blinde und sehbehinderte Menschen am häufigsten benötigen, so z.B. Apps für Telefonieren, Nachrichten, Kontaktinformationen, Wecker, Notizen oder Kalender. Aber auch Apps für eine Erkennung von Banknoten oder Farben sowie Taschenrechner, Radio oder eine Lupe sind zu finden.

Allerdings ist auch hier nur eine eingebaute virtuelle Tastatur, mit der man aber gut klarkommen kann, verfügbar. Dafür kann man eine zweite zusätzliche SIM-Karte nutzen. Mit einem Preis von zurzeit 350 bis 400 Euro ist es zudem auch einigermaßen bezahlbar für die vielen Funktionen.

Geemarc CL8500

Dieses Handy ist eher für sehbehinderte als für blinde Menschen konzipiert. Es verfügt zwar über eine Sprachausgabe, aber leider lediglich für Zahlen. Dafür bringt das Gerät aber sehr große Tasten mit. Zudem ist das Handy für Menschen mit einer Hörbeeinträchtigung nutzbar, da die Klingellautstärke sehr laut einstellbar ist.

Doro 8031C

Das Doro 8031C ist ein Handy, welches speziell für Menschen mit Seheinschränkungen entwickelt wurde, denn es enthält eine Gummi-Auflage für das Gehäuse, durch die das Gerät ertastbare Markierungen erhält. Dies führt dazu, dass so praktisch eine real fühlbare alphanumerische Tastatur entsteht.

Somit sind alle Funktionen vom Telefonieren über SMS bis hin zu multimedialen Anwendungen barrierefrei zugänglich. Die Kamera des Gerätes lässt sich als “intelligentes Auge” nutzen. Sie dient zur Farberkennung oder als Vorleseeinrichtung.

DAISY-Player

DAISY steht für “Digital Accessible Information System” (Digitales barrierefreies Informationssystem) und ist das speziell für blinde und sehbehinderte Menschen entwickelte System für Hörbücher. Die üblichen, auf Audio-CDs basierenden Systeme, sind für Menschen mit Seheinschränkungen nicht geeignet. So passen auf eine Audio-CD nur 80 Minuten Spielzeit, während auf eine DAISY-CD bis zu 40 Stunden Spielzeit passen.

Auch ist die Navigation für sehbeeinträchtigte Menschen optimiert. Bei Hörbüchern im DAISY-Format kann der Nutzer wie in einem richtigen Buch blättern oder von Kapitel zu Kapitel springen. Eine Suche für Seiten oder Sätze ist ebenso vorhanden. Die Tiefe der Suche ist allerdings von der Art des Buches abhängig. So bietet z.B. ein Sachbuch eine erheblich tiefere Suchhierarchie als ein Roman.

Neben Büchern sind auch Zeitungen oder Zeitschriften als DAISY-CD erhältlich. Bei Playern mit einem LAN- oder WLAN-Anschluss sind diese Inhalte sogar direkt online abrufbar.

Des Weiteren verfügen viele DAISY-Player auch über einen USB- bzw. SD-Karten-Anschluss, so dass man nicht unbedingt auf das Einlegen von CDs angewiesen ist.

Einkaufsfuchs

Oft stehen blinde oder sehbehinderte Menschen im Supermarkt vor dem Regal und fragen sich, was der Inhalt dieser oder jener Verpackung bzw. Konserve ist. In diesem Fall kann der Einkaufsfuchs helfen. Das Gerät scannt den Strichcode des Products, der allerdings nicht immer einfach aufzufinden ist, und greift dann auf eine große Datenbank zurück und informiert so über das Produkt. Diese werden über eine Speicherkarte in dem Gerät abgerufen. Die Speicherkarten werden von Zeit zu Zeit erneuert und geben nur die Bezeichnung des Produkts, nicht aber die Preise an.

Bei gesetzlicher Blindheit übernimmt die Krankenkasse die Kosten, bei einer hochgradigen Sehbehinderung wird von Fall zu Fall und von Krankenkasse zu Krankenkasse entschieden. Mit einem Rezept vom Augenarzt wird der Einkaufsfuchs von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.

Comments are closed.