Braille erleben am Internationalen Museumstag 2025 in Kiel
Bunt und vielfältig ist am Sonntag, 18. Mai, das kostenlose Programmangebot zahlreicher Museen deutschlandweit und international. Auch das Jubiläum 200 Jahre Brailleschrift findet seinen Platz, nämlich in Kiel, in der Brunswiker Straße 2 zwischen 12:00 und 16:00 Uhr.
Unter dem Titel „Punkte, die die Welt erschließen: 200 Jahre Braille-Schrift“ lädt die renommierte Medizin- und Pharmaziehistorische Sammlung der Christian-Albrechts-Universität alle neugierigen großen und kleinen Leute ein, eine ganz erstaunliche Schrift kennen zu lernen und selbst auszuprobieren. Gemeinsam mit praktizierenden Nutzern der 6-Punkte-Schrift wurde ein spannendes Mitmach-Angebot entwickelt.
- Spielspaß inklusiv: Blinde und sehende Menschen können Gemeinsam Karten spielen. Was mit Augen auf den Karten zu sehen ist, steht auch in tastbaren Zeichen und Symbolen drauf. Blinde Spieler erfühlen das Blatt, das sie auf der Hand haben.
- Schreiben im 6-Punkte-Code: Mit Steckbrett, speziellen Legosteinen, mechanischen und elektronischen Schreibgeräten können Besuchende Zugang zur genialen Schrift des Louis Braille finden.
- Geschichte zum Anfassen. Die Blindenschrift wurde vor 200 Jahren in Frankreich entwickelt. Die mechanischen Schreibmaschinen für ihre Erzeugung erfand der deutsche Pädagoge Oskar Picht um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert. Sein Großneffe Prof. Eckhard Franke aus Flensburg wird mit einem kleinen Querschnitt seiner historischen Sammlung vor Ort sein.
- Handfeste Kunst aus Kiel. Ein Google-Doodle zu Ehren von Oskar Picht von Ute Diez, das seit dem 23.09.2024 monumental aus Bronze vor dem Google-Zentrum für Barrierefreiheit in München steht, wird neben anderen haptischen Arbeiten mit Augen und Händen zu ergründen sein. Wieso die Kieler Künstlerin den seltenen Auftrag erhielt und wie sie ihn umsetzte, kann am Museumstag erfahren werden.

Warum gerade Kiel? In Kiel gab es erst seit 1862 eine Blindenschule. Diese späte Gründung war schnell ganz vorn. Die Kieler Schule war offenbar die erste Bildungseinrichtung in Deutschland, in der die zunächst umstrittene Brailleschrift unterrichtet wurde. Das ist dem Belgier Leonhard Simonon zu verdanken. Er hatte das Know-how im Gepäck, als er nach Schleswig-Holstein kam.
Es dreht sich also alles um die Schrift, die mit Fingerkuppen gelesen wird. Wo kommt sie her und wo geht sie hin im digitalen Zeitalter? Diese große Frage und viele kleine Fragen können besprochen werden am Nachmittag des 18. Mai in Kiel. Auch die anwesenden Akteure vom BSVSH freuen sich auf gute Kontakte.